Zupforchestermusik – vom Wiegenlied bis zum orientalischen Basar
Saitenwind und Zupforchester Niedersachsen verwöhnen Publikum mit abwechslungsreichen MelodienBei sommerlichen Temperaturen trafen sich die Musiker der Zupforchester Saitenwind und des Zupforchesters Niedersachsen am 23. Juni in der katholischen Kirche St. Ansgar in Schneverdingen, um dem Publikum einen unterhaltsamen Nachmittag zu bereiten. Etwa 70 Zuhörer waren gekommen. Die Akustik der Kirche ist für die eher leisen, da nicht elektronisch verstärkten, Klänge der Zupfinstrumente ganz besonders gut geeignet.
Saitenwind eröffnete das Konzert mit einer Sarabande von Georg Friedrich Händel. In der vorgetragenen Fassung wurde das sehr bekannte Thema auf zwei Variationen übertragen, die in virtuosen Umspielungen der ersten Mandoline einen ersten Höhepunkt fanden. An eine Spieluhr fühlte sich das Publikum danach bei dem Wiegenlied „La Berceuse de Gabriel“ erinnert. Zur Geburt seines Sohnes schrieb der französische Komponist Sebastien Paci dieses Werk. Es ist für Spieler und Publikum gleichermaßen unterhaltsam und anspruchsvoll. Einen Stilwechsel gab es anschließend mit drei Südamerikanischen Tänzen, die Joachim Wielert in gewohnt schwungvoller Art dirigierte. War das Publikum danach guter Laune, so wurde dies durch das anschließende Werk „Meridian“ von Richard Charlton noch übertroffen. Abwechselnde Elemente wie die im Pizzicato wiedergegebenen Töne und schwungvolle Akkorde wurden durch interessante Rhythmen und feine Melodien ergänzt. Besonders interessant war hier das Finale, in welchem das Orchester gekonnt das Ticken zahlreicher Uhren imitierte. So war es kein Wunder dass das Publikum vor der Pause bereits eine Zugabe erbat, die Saitenwind mit dem Tango „El Choclo“ sehr gern darbot.
Nach einer Umbaupause betraten die Spieler des Zupforchesters Niedersachsen unter der Leitung der engagierten Dirigentin Laura Engelmann die Bühne. Umso beeindruckender ist die sehr kraftvolle Darbietung des Orchesters zu betrachten, wenn man weiß, dass sich die Spieler in der Regel nur einmal im Monat zu einer mehrstündigen Probe treffen. So ist jeder Teilnehmer gefordert, seine Stimme sehr genau zu üben. Gegenwärtig spielen fünf Saitenwind – Spieler im Zupforchester Niedersachsen. Alle Instrumentengruppen – von der Mandoline über Mandola zu Gitarre und Kontrabass - sind damit vertreten. Saitenwinds Dirigent Joachim Wielert durfte hier zur Mandoline greifen und als Konzertmeister fungieren. Zunächst wurde das Publikum mit einem Bolero von Raffaele Calace, in einer Bearbeitung von Laura Engelmann, begrüßt. Weiter ging es mit einem Präludium aus Johann Sebastian Bachs Klavieralbum „Das wohltemperierte Klavier“. Geschrieben für einen einzelnen Spieler teilten die Musiker die Noten in der Form untereinander auf, dass jede Stimme einen oder zwei Töne eines Taktes übernahm. So war besondere Konzentration gefragt, um die Einzeltöne an der richtigen Stelle zu spielen und es in der Gesamtheit so leicht und flüssig wie das Original klingen zu lassen. Es entstand ein interessantes Experiment, welches absolut überzeugte. Es folgte aus dem Quartett Nr. 2 D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart der erste Satz in einer recht neuen Bearbeitung von Shaul Bustan, welche 2017 für einen Sommerworkshop anlässlich des Schleswig - Holstein Musik Festivals Premiere feierte. Einen nächsten beeindruckenden Beitrag hatte das Orchester mit den „Impressioni orientali“ von Raffaele Calace im Gepäck. Nach einer zunächst ruhigen Einleitung im warmen Tremolo dargeboten, wurden die Zuhörer rhythmisch akzentuiert in die Geheimnisse des Orients entführt. Bilder von der lebhaften Dynamik eines Basars, von den Bewegungen einer Bauchtänzerin und von großen Reitergruppen die in eine Stadt einreiten entstanden im Kopf. Es fühlte sich an, als würden die Musiker eine Geschichte erzählen. Einen totalen Stilwechsel bot danach das in Zupfmusikkreisen bekannte Werk „Lieder ohne Worte“ von Konrad Wölki, aus welchem die Spieler – ohne große Worte zu verlieren die Sätze 1 und 2 darboten. Abschließend gab es noch einmal beeindruckende Zupfmusik zu hören. Mit der Ouverture „Poesia Alpestre“ von Simone Salvetti beschloss das Zupforchester Niedersachsen sein Programm.